Nord-Ostsee-Kanal

Nord-Ostsee-Kanal:

Wichtige Wasserstraße und touristisches Highlight

Der Nord-Ostsee-Kanal (kurz „NOK“) ist die meist befahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Welt. Er verbindet die Nordsee mit der Ostsee und erspart so den Schiffen einen 250 Seemeilen längeren Weg um die Nordspitze Dänemarks und durch das gefürchtete Skagerrak.

Wer sich für Schiffe begeistert, bekommt hier einiges zu sehen: Handelsschiffe aller Größen, riesige Containerfrachter, aber auch glamouröse Kreuzfahrschiffe, Yachten und Sportboote. Jährlich passieren ca. 30.000 Schiffe den Kanal. Auch im Corona-Jahr 2020 waren es immerhin noch über 25.000, die den knapp 100 Kilometer langen Weg zwischen Kiel und Brunsbüttel nutzten.

Welche Schiffe gerade wo auf dem Kanal unterwegs sind, können Sie auf der Seite traumschiffe.im-kanal.de jederzeit einsehen. Dort zeigen auch vier Webcams Ausblicke auf den NOK bei Schacht-Audorf, Rendsburg und an der Schleuse in Brunsbüttel.

Der Nord-Ostsee-Kanal im Kurzportrait.

Zehn Brücken, 14 Fähren, zwölf Weichen, zwei Tunnel und riesige Schleusen – der Nord-Ostsee-Kanal gilt als „Jahrhundertbau“ und unbestrittenes Wunderwerk zeitgenössischer Ingenieurskunst. Hier die wichtigsten Daten:

  • Bauzeit: Zwischen 1887 und 1895 entstand der Kanal in nur sieben Jahren, eine erstaunlich kurze Bauzeit!
  • Länge: Der Kanal ist 98,26 Kilometer lang und teilt Schleswig Holstein in eine Nord- und eine Südhälfte.
  • Breite: auf dem Wasserspiegel 162 Meter, die Kanalsohle in der Tiefe ist 90 Meter breit.
  • Wassertiefe: 11 m.
  • Tiefgang: bis 9,5 m für Schiffe bis 160 m Länge, bis 7 m für bis 235 m lange Schiffe.
  • Schiffbare Höhe über dem Wasserspiegel: bis 40 Meter.
  • Höchstgeschwindigkeit: 15 km/h, Schiffe ab einer besonderen Größe 12 km/h – langsam genug, um sie während der Fahrt gut beobachten zu können.

Eine wenig erwähnte, aber für weite Teile Schleswig-Holsteins wichtige Aufgabe des Nord-Ostsee-Kanals ist seine Funktion als „Vorfluter“. Das Klima erfordert den regelmäßigen Abfluss der Niederschläge, hinzu kommen all die kleinen Flüsschen, deren natürlicher Verlauf durch den Kanal abgeschnitten wurde. Mittels Pumpen und Schöpfwerken wird das viele Wasser in den Kanal geleitet, wo der größte Teil dann über die Schleusenanlage in Brunsbüttel bei Ebbe abfließen kann.

Erlebnis Nord-Ostsee-Kanal: Mehr als Schiffe gucken!

Das Erstaunlichste bei Ausflügen rund um den Nord-Ostsee-Kanal ist zweifellos der Anblick, den die häufig passierenden Schiffe bieten: Große Pötte, die aus vielen Blickwinkeln wirken, als würden sie über die Wiese bzw. mitten durch Dörfer und Städte fahren. Daneben gibt es jedoch am NOK noch viel mehr zu erleben:

Kanal-Wanderungen

Die Wege zu beiden Seiten des Kanals laden zu kurzen und langen Wanderungen durch die Schleswig-Holsteinische Landschaft ein, vorbei an Wäldern, frischen Wiesen und Auen. Außer dem Blick auf die Schiffe lässt sich hier Natur pur genießen, ebenso der Wandel der Landschaften von der Marsch im Westen über den Geestrücken bis hin zu den Ausläufern des Holsteinischen Hügellandes. Wer Abstecher in die idyllischen Städte und Gemeinden der Kanalregion unternimmt, ergänzt die Wanderung durch kulturhistorische Eindrücke und kulinarische Genüsse.

Radfahren am NOK

Wegen seiner meist flachen Landschaft ist Schleswig-Holstein ein beliebtes Gebiet für Fahrrad-Wanderungen. Folgt man dem Nord-Ostsee-Kanal auf den ruhigen, beidseitig gut befahrbaren Betriebswegen, geht es ohne große Anstrengung durch Steigungen von der Elbmündung in Brunsbüttel bis nach Kiel, wo der NOK in die Ostsee mündet.
Anstatt dem Kanal durchweg zu folgen, erschließt die berühmte NOK-Route auf 325 Kilometer Länge auch das reizvolle Hinterland mit seinen Seen, Wäldern und beschaulichen Dörfern. Auf acht Etappen von jeweils rund 50 Kilometern lassen sich nicht nur Landschaften, sondern auch interessante Architektur, stattliche Landsitze und staunenswerte technische Konstrukte erkunden und erforschen.

Fähren für den Seitenwechsel

Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto: Wer zur Abwechslung mal die Kanalseite wechseln will, kann mit einer der 14 Fähren auf die andere Seite übersetzen. Gerne werden die Fähren auch für eine kurze Schiffspartie genutzt, einmal über den Kanal und wieder zurück. Die Passagen sind kostenlos, weil sich das „Deutsche Reich“ zu Zeiten des Kanalbaus 1887 bis 1895 verpflichtet hat, kostenlose Übergänge für die durch den Kanalbau unterbrochenen Verkehrswege bereitzustellen. Das gilt zur Freude aller Anwohner und Besucher bis zum heutigen Tag.

Petri heil: Angeln am Kanal

Am Kanal darf auf der gesamten Strecke geangelt werden. Dank dem einzigartigen Nebeneinander von Salz- und Süßwasserfischen findet sich ganzjährig eine große Artenvielfalt. Aal, Dorsch, Karpfen Zander und Scholle, sowie Meer-, Bach- und Regenforellen gehören zum heimischen Bestand. Zur Heringszeit finden sich hunderte Angler ein, um ihren Anteil aus dem Schwarm zu ziehen. Ein Schauspiel, dem auch Nichtangler regelmäßig gerne zuschauen.

Dies sind nur einige Beispiele der vielen Freizeitaktivitäten, die am Nord-Ostsee-Kanal möglich sind. Ausflüge auf Schiffen, zu Pferd oder mit dem Kanu, viele weitere Sportangebote, sowie interessante Ausflugsziele in Städten und Dörfern ergeben ein Programm, mit dem sich Urlaubswochen locker füllen lassen. Nicht zu vergessen die Gastronomie, die vielerorts zum Schlemmen, Kaffee trinken und Snacken einlädt. Auf den Seiten der Touristeninformation finden Sie detaillierte Freizeit-Tipps mit allen Infos und Adressen .

Zur Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals: Ein Traum wurde wahr!

2020 wurde der Nord-Ostsee-Kanal stolze 125 Jahre alt, doch der Wunsch nach einer Verbindung zwischen Nord-und Ostsee ist viel älter. Schon 500 Jahren lang gab es Pläne bei Deutschen und Dänen, durch einen Kanalbau die lange, gefährliche Fahrt über den Skagerrak, das „Kap Horn des Nordens“ zu vermeiden.

Allein zwischen 1858 und 1885 gab es dort 6.316 Schiffsunglücke mit vielen Toten, es ging also nicht nur um Zeitersparnis! Der Handel und die Landwirtschaft benötigten dringend einen kürzeren, weniger verlustreichen Weg, doch in Regierungskreisen interessierte man sich damals noch nicht so sehr für die Belange der Wirtschaft. Dass aus den Plänen Wirklichkeit wurde, gelang erst nach einem langen Machtkampf gegen ein Establishment, das den Kanal als nutzlos ansah. Am Ende ist es dem Reichskanzler Otto von Bismarck jedoch gelungen, Kaiser Wilhelm II mit militärisch-strategischen Argumenten zu überzeugen. Dann konnte es endlich los gehen:

  • Zwischen 1887 und 1895 erbauten 9000 Arbeiter aus ganz Europa mit Händen und Schaufeln, Nass- und Trockenbaggern den Kanal, inkl. Ausweichstellen, Schleusen, Brücken und vielerlei technischen Anlagen.
  • Kaiser Wilhelm II eröffnete den Kanal 1895, der zu Ehren seines Großvaters „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ genannt wurde.
  • 1907 bis 1014 wurde der Kanal umfangreich ausgebaut, verbreitert und vertieft, weil die gewachsene Größe der Kriegsschiffe dies erforderte.
  • 1948 bekam der Kanal seinen heutigen Namen „Nord-Ostsee-Kanal“ aufgrund einer Anordnung der Alliierten.
  • 1966 begann der bis heute letzte Ausbau des Kanals auf 160 m Breite (Oberfläche) und 90 m an der Sohle. Dieser Ausbau ist bis heute nicht abgeschlossen, weshalb er im letzten Teil der Oststrecke noch die Dimensionen von 1914 aufweist.

Tipp: Zur bewegten Geschichte rund um den Bau des Nord-Ostsee-Kanals empfehlen wir die spannende, filmisch aufbereitete Dokumentation:

„125 Jahre Nord-Ostsee-Kanal: Verbindet die Meere, teilt das Land“
zu sehen beim NDR mit vielen weiteren Info-Texten und Videos und auf Youtube.